2024-03-25_Teleskoparbeit

Ablauf und Planung einer Teleskoparbeit

Einführung: Was ist eine zahntechnische Teleskoparbeit?

Zahntechnische Teleskoparbeiten repräsentieren eine hochwertige und ästhetische Lösung im Bereich des Zahnersatzes. Sie kombinieren Präzision und Funktionalität, um Patienten nicht nur ein optimales Kauvermögen, sondern auch ein natürliches Aussehen zu garantieren. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Prozess, und wie wird er umgesetzt?

Materialien für die Herstellung von zahntechnischen Teleskopen

Die Auswahl der Materialien spielt eine entscheidende Rolle für die Langlebigkeit und Ästhetik des Zahnersatzes. Hochwertige Legierungen, Keramiken und Kunststoffe werden individuell auf den Patienten abgestimmt, um die bestmögliche Kompatibilität und Optik zu erreichen. Im Alltag hat sich bei uns im Labor NEM in der Kombination mit Kompositverblendungen und Konfektionszähnen etabliert. Aber auch Zirkonteleskope in Kombination mit PEEK-Sekundärteilen haben unter Berücksichtigung von Materialallergien ihre Anwendung gefunden. Das gute, alte Gold findet meist nur noch unter der Anwendung von Galvano Arbeiten Anwendung. Gerne beraten wir euch an dieser Stelle. 

Planung: Aufklärung und Vorbereitung einer zahntechnischen Teleskoparbeit

Eine sorgfältige Planung ist das A und O. Dies beginnt mit einer detaillierten Anamnese und Untersuchung des Patienten. Auf Basis dieser Informationen wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der alle notwendigen Schritte umfasst. Dabei spielt besonders die Terminplanung eine wichtige Rolle. Hier sollten Praxis und Patient gemeinsam die Terminierung planen. Als Beispiel zeigen wir euch hier eine Planung aus unserem Laboralltag. 

Die Aufklärung der Patienten – Vor- und Nachteile von zahntechnischen Teleskoparbeiten. 

Wir erleben immer wieder, dass Patienten nicht wirklich verstanden haben, was sie da eigentlich für einen Zahnersatz bekommen und mit welchen Vor- und Nachteilen eine solche Prothese behaftet ist. Die Aufklärung der Patienten sollte unserer Meinung unter drei Gesichtspunkten verlaufen: Ästhetik, Funktion und Langlebigkeit. Eine der wichtigsten Punkte ist die Zahnfarbe – besonders bei Komplettversorgungen. Der Patient sollte sich hier sicher sein, denn im Nachgang sind Farbänderungen immer mit Kosten verbunden. Auch im Punkto Platzverhältnisse und Volumen einer solchen Arbeit, ist es wichtig, den Patienten abzuholen und mit offenen Karten zu spielen. Segnet der Patient das ab, dann hat er viel Freude mit seiner neuen Teleskopprothese. Denn der Vorteil, dass die Prothese problemlos entnommen werden kann (z.B. zum Reinigen, Aufarbeiten oder Reparieren), ist besonders in Bezug auf Langlebigkeit ein Gamechanger zur festsitzenden Versorgung. Auch das mühelose Erweitern beim Verlust von einzelnen Zähnen ist hier problemlos und mit wenigen Kosten umsetzbar. Das macht sie besonders für ältere Patienten zu einer exzellenten Versorgung in Punkto Langlebigkeit und Komfort. 

Am Ende sollte dein Patient bestens darüber informiert sein, worauf er sich einlässt. Das entscheidet, unabhängig von einer präzisen Umsetzung, über die Zufriedenheit deines Patienten und somit auch zum nachhaltigen Erfolg der Praxis. 

Termin 1: Die Präparation der Zähne und deren Abformung

Bevor du mit der Präparation loslegst, mach bitte ein Situationsabformung und schick sie unbedingt mit ins Labor. Es ist essenziell für uns und für eine erfolgreiche Planung bzw. Umsetzung, damit wir eine Orientierung für die Gestaltung und die Ästhetik haben. Die Präparation der Pfeilerzähne ist ein kritischer Schritt, bei dem die Zähne für die Aufnahme der Teleskopkronen vorbereitet werden. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass ausreichend viel Platz für die anschließende Versorgung geschaffen wird:

  • 0,1 mm Zementspalt 
  • 0,3 mm Primärteleskop 
  • 0,5 mm Sekundärteleskop 
  • 0,5-1 mm Kompositverblendung

Im Ergebnis sprechen wir hier also von mindestens 1,5 mm (zirkulär) und das ist eine Menge Holz – ääähm Zahn. Anschließend erfolgt die präzise Abformung, die als Grundlage für die Herstellung der Primärteile und den I-Löffel dient.

Termin 2: Anprobe der Primärteile und Überabformung mit individuellem Löffel

 

Die vom Labor angefertigten Primärteile werden auf Passgenauigkeit und Komfort geprüft. Sie sollten ausreichend viel Friktion auf dem Stumpf haben und mit einer okklusalen Retention versehen sein, damit sie im Abdruck nicht hochschwimmen und gut in der Überabformung verankert sind.  Sind die Stümpfe zu konisch, erreicht man meist nur schwer eine ausreichende Friktion. Hier kann es Sinn machen, die Primärteile mit etwas provisorischem Zement zu verankern. Nach der Anprobe erfolgt eine Überabformung mit dem individuellem Löffel, um die exakte Position der Primärteile im Mund zu sichern. Hier ist äußerste Präzision gefordert. Fehler, die hier entstehen, können den Erfolg und die Passung der gesamten Teleskoparbeit gefährden. Kontrolliere also unbedingt, ob alle Teleskope gut im Abdruck verankert sind. 

Termin 3: Die Bissnahme auf dem Meistermodell

Die korrekte Bisslage ist entscheidend für die Funktion der späteren Teleskopprothese. Der Wachsbiss, bzw. das Registrat, wird bei uns immer auf dem Meistermodell (auf Basis der Überabformung) hergestellt. Das liegt daran, dass nur dann gewährleistet werden kann, dass der Biss sowohl im Mund als auch auf dem Modell präzise sitzt und zuverlässig zugeordnet werden kann. 

Termin 4: Die erste Anprobe – Gerüst, Verblendungen und Aufstellung

Bei diesem Termin wird das Sekundärgerüst der Versorgung mit den Verblendungen und der Aufstellung der Zähne anprobiert. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Ästhetik, die Passung und die Bisslage zu kontrollieren. Achte hier unbedingt darauf, dass alle Kronenränder sauber abschließen und dass sich die Prothese leicht eingliedern lässt. Außerdem sollte dem Patienten an dieser Stelle klar gemacht werden, dass „nur jetzt“ noch Änderungen an Bisslage und Ästhetik möglich sind. Sichere dich hier also unbedingt gut ab, um Probleme im Nachgang zu vermeiden. 

Termin 5: Die Eingliederung der zahntechnischen Teleskopprothese

Nachdem alle Komponenten überprüft und abgesegnet sind, erfolgt die Eingliederung der Teleskopprothese. Probiere alles nochmal an und kontrolliere final alle Parameter. Jetzt kannst du mit der Eingliederung beginnen. Hier stellen wir dir zwei Möglichkeiten vor: 

Variante A

Stecke alle Primärteile in die Teleskoparbeit und versuche sie einzugliedern. Wenn die Divergenz der Stümpfe das zulässt, kann es losgehen. Entferne alle Primärteile aus der Prothese. Versehe die Sekundärteile vorsichtig mit etwas Vaseline im Randbereich. Reinige die Primärteile innen und außen mit Alkohol und trockne sie sorgfältig. Stecke die Primärteile mit der Hilfe einer Teleskopzange in das Sekundärteil. Achte hier besonders darauf, dass keine Vaseline in die Innenseite der Teleskopkrone gerät. Sollte das doch passieren, entferne das Primärteil nochmal und reinige es gründlich mit Alkohol oder im Ultraschallbad. Jetzt kannst du wie gewohnt mit dem Zementieren beginnen. Reinige die Stümpfe und lege sie trocken, mische deinen Zement und verteile ihn gleichmäßig in den Primärteilen (nicht übertreiben), setze die Prothese umgehend auf die Stümpfe und drücke sie ordentlich fest. Hierbei darf nichts schiefgehen, da die Teleskopprothese sonst fehlerhaft sitzt. Beeile dich also beim Einbringen in den Mund und arbeite besonders sorgfältig. 

Variante B 

Probiere die Prothese wieder im Gesamten an und kontrolliere Bisslage, Ästhetik und Passung. Danach entnimmst du die Prothese wieder und entfernst alle Primärteile aus der Prothese. Versehe die Sekundärteile vorsichtig mit etwas Vaseline-Spray. Reinige die Primärteile innen und außen mit Alkohol und trockne sie sorgfältig. Reinige die Stümpfe und lege sie trocken, mische deinen Zement und verteile ihn gleichmäßig in den Primärteilen (nicht übertreiben), setze die Primärteile direkt auf die Stümpfe (mit ordentlich Druck) und sauge den überschüssigen Zement schonmal weg. Hierbei musst du zügig sein, denn der Zement zieht schnell an. Bevor das passiert, musst du die Prothese eingliedern und nochmal ordentlich herunterdrücken. Nachdem der Zement hart ist, kann die Prothese wieder entnommen werden und die Zementreste können entfernt werden. 

Wichtig: Wenn der Patient die Praxis verlässt, soll er die Prothese die nächsten 8 Stunden im Mund behalten, damit sich kein Teleskop dezementiert. Dieser Schritt markiert den Abschluss der zahntechnischen Arbeit und den Beginn eines neuen Lebensgefühls für den Patienten.

Kontrolle und Feinschliff bei zahntechnischen Teleskopen

Auch nach der Eingliederung sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um die Funktion und Ästhetik der Teleskoparbeit langfristig zu sichern. Ein Feinschliff kann bei Bedarf erfolgen, um den Tragekomfort weiter zu erhöhen. Es können Kerben oder Knöpfe zum leichteren Ein- und Ausgliedern angebracht werden. Die Prothese kann im Labor auch noch in ihrer Friktion individuell an den Patienten angepasst werden. Druckstellen oder ein Feinjustieren der Okklusion werden wie gewohnt direkt am Stuhl durchgeführt. 

Häufige Probleme und deren Lösungen im Zusammenhang mit zahntechnischen Teleskoparbeiten

Trotz sorgfältiger Planung und Ausführung können Probleme auftreten. Von der Anpassung der Okklusion und Friktion bis hin zur Farbanpassung der Verblendungen – für jedes Problem gibt es eine Lösung. Wenn ihr hierzu noch mehr Fragen habt, könnt ihr uns gerne schreiben oder einfach anrufen. Wir freuen uns euch hierzu beraten zu dürfen. 

Fazit

Zahntechnische Teleskoparbeiten sind eine Kunst für sich, die ein hohes Maß an Präzision, Fachwissen und Erfahrung erfordern. Doch mit dem richtigen Partner an deiner Seite ist es kein Hexenwerk. Traue dich, diese anspruchsvollen Arbeiten anzugehen. Mit diesem Wissen und der richtigen Herangehensweise fühlst du dich nicht nur kompetenter, sondern auch sicherer in der Behandlung deiner Patienten.