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Wir sind Andersdenker

Ein Interview von Rebecca Ludwig

Der Name Leuchtner steht in der Dentalbranche bundesweit für innovative Zahntechnik. Mit ein Grund für den nachhaltigen Erfolg des Dentallabors ist die familiäre Unternehmensphilosophie der Leuchtners. Denn Eltern, Söhne und Schwiegertochter haben sich mit Leib und Seele dem Familienunternehmen verschrieben. Ihre Kompetenzen verteilen sich optimal auf den Workflow des modernen Labors. Dem steten Wachstum sind die Leuchtners nun im Sommer mit dem Ausbau der Räumlichkeiten begegnet. Alexander Leuchtner erzählt, wie es ist, mit der Familie zu arbeiten, und wie der Umbau sie als Unternehmen vorangebracht hat.

Ihr Dentallabor ist ein Paradebeispiel dafür, was ein Familien- unternehmen leisten kann. Wie schaffen Sie es, Privates und Beruf zu teilen und sich dennoch nicht auf die Füße zu treten?

Wer sagt, dass wir uns nicht auf die Füße treten? – Nein, Spaß beiseite. Das ist einfach zu beantworten, aber nicht leicht um- zusetzen. Verantwortung x individuelle Stärken = Gebundenes Miteinander. Am Ende des Tages hat es viel damit zu tun, wie unsere Eltern uns erzogen haben und mit welcher Einstellung wir unseren Job machen. Wir wissen, WARUM wir tun, was wir tun, und das macht in der heutigen Zeit den Unterschied. Uns geht es nicht um Gewinnmaximierung oder plumpes Wachstum, sondern um Wachstum in Form von „Erwachsen werden“ und ständige Weiterentwicklung. Persönlich sowie technisch. Unsere Kultur ist davon geprägt, dass man hier von Menschen umgeben ist, die talentiert und kooperativ sind. Menschen, die einander helfen, besser zu werden, miteinander reden und nicht übereinander.

Ist das auch ein Alleinstellungsmerkmal Ihres Labors?

Genau, unsere Kultur und die Menschen darin, die sie zum Leben erwecken. Bei allem, was wir tun, glauben wir daran, das Leben unserer Kunden und Patienten durch unser Handeln zu bereichern. Wir sind Andersdenker, schwimmen meist gegen den Strom und stellen uns, unseren Service und unsere Produkte stets infrage. So passiert es einfach, dass wir funktionale, anwenderfreundliche und schöne Zahntechnik machen. Unsere Passion liegt darin, dass wir Zahntechnik machen, mit der Zahnärzte und Patienten sofort zurechtkommen. Und wenn mal was schiefgeht, lassen wir sie nicht im Regen stehen. Es sei denn, sie wollen im Regen tanzen. Unser Vorsprung, durch Neues zu begeistern, gepaart mit unserem Service, der wenig Luft nach oben lässt – das ist das, wofür wir brennen, jeden Tag. Dabei vergessen wir nie, dass es die einfachen Dinge sind, die im Alltag den Unterschied machen. Wenn Zahnersatz auf einmal wieder Spaß macht und unsere Kunden abends gut gelaunt und pünktlich die Praxis verlassen, dann sind wir glücklich. Für uns besteht eine Zusammenarbeit nicht nur aus guter und innovativer Zahntechnik, sondern aus einem gelingenden Miteinander und hervorragender Kommunikation.

Was hat nun den Ausschlag zu Ihrem Laborausbau gegeben?

Als ich irgendwann im November 2017 ins Büro kam und mir plötzlich bewusst wurde, dass mein kuscheliges Büro mittlerweile von dreien verwendet wird. Ursprünglich hat mein Vater das bestehende Gebäude 1991 gebaut und es für ca. 20 Mitarbeiter konzipiert. Als wir gemeinsam mit IKEA das Projekt Wachstum durch „alles reinquetschen, was geht“ gestartet haben, konnten wir das kurzfristig für 30 Mitarbeiter updaten, aber das war kein Zustand mehr. Der ursprüngliche Plan für einen kompletten Neubau war aufgrund der aktuellen Grundstücksknappheit schnell gestorben, und so haben wir angefangen, Puzzle mit unserem Bestand zu spielen. Am Ende haben wir gemeinsam mit dem Architekturbüro SFB, Herrn Göbel von der Firma Funck und Herrn Weidhüner von Weidhüner und Partner einen Plan entwickelt, der jeden Quadratzentimeter unseres Grundstücks ausgenutzt hat. Wir haben nichts unversucht gelassen und sind heute stolz auf unsere 1.000 Quadratmeter große Kompetenzschmiede für Zähne.

Wie funktioniert Ihr Workflow? Welche Schwerpunkte haben Sie bei der Planung dahingehend gesetzt?

Dreh- und Angelpunkt waren vier Punkte: Effektivität, Effizienz, Digitalisierung und ein Ambiente, in dem man sich wohlfühlt. Kurze Wege, offene Räume, viel Licht, Glas und jede Menge Wohlfühlatmosphäre. Zentral im Labor befindet sich unsere CAD-Abteilung mit acht Arbeitsplätzen. Alle anderen Abteilungen bauen darum herum auf. Und zwar der Reihe nach. Wareneingang, Arbeitsvorbereitung, Dispo, Fertigung (Keramik, Kronen und Brücken, Kombi und MG, Kunststoff), CAM, Endkontrolle, Warenausgang, Versand und Fakturierung durch ein zentrales Lager- und Warenwirtschaftssystem. Im neuen Verwaltungstrakt haben wir alles auf Service und Ästhetik gesetzt. Eine Wartelounge für Besucher und Patienten, zwei Behandlungszimmer für Farbnahmen und Besprechungen und die Büros der Geschäftsleitung. Den zweiten Stock haben wir komplett unserem Team gewidmet. Eine riesige Mitarbeiterlounge mit Dachterrasse und Liegestühlen, eine separate Küche, WCs, Umkleiden, Ruheraum und einen groß- artigen Meeting-Raum für Teamsitzungen. Besonders stolz sind wir auf die lichtdurchfluteten Räume mit viel Glas und Tageslicht und das stylische Lichtkonzept von Herrn Göbel.

Welche Neuerungen konnten Sie schließlich umsetzen?

Wir haben sehr vieles digitalisiert und neu organisiert, unsere Prozesse hinterfragt, angepasst oder komplett umgestaltet. CAD/CAM ist keine Abteilung mehr, sondern ein Werkzeug, das mittlerweile von jeder Abteilung genutzt wird. Deshalb liegt es zentral im Labor. Unsere Techniker-Zettel sind jetzt digital und jeder hat im iPad alle auftragsrelevanten Informationen an seinem Arbeitsplatz.

So ein Umbau und Neudenken des Arbeitsumfeldes ist ja enorm zeit- und nervenaufwendig. Haben Sie Tipps, wie ein Unterfangen dieser Art möglichst entspannt erfolgen kann?

Hier in Rheinhessen trinken wir den Stress einfach mit „mehr“ Wein weg – kleiner Scherz, tatsächlich geht das nur mit ausgeklügelter Arbeitsteilung und klaren Verantwortungen. Mein Vater hat sich in dieser Zeit verstärkt um die Qualitätssicherung gekümmert und ich mich um die Kunden und Mitarbeiter. Die Bauleitung lag bei meinem Bruder, und wer ihn und meinen Vater kennt, weiß, dass er mit der Wasserwaage bewaffnet das Grauen eines jeden Handwerkers sein kann. Am Ende ist es das Zusammenspiel im Team. An dieser Stelle möchten wir noch mal ein riesiges Dankeschön an Herrn Göbel und Herrn Heck (Funk Dental) aussprechen!

Wie sieht Ihr Plan für die mittelfristige Zukunft aus?

Wir sind kein Unternehmen, das so weit vorausplant, und wenn ich in den letzten Jahren eins gelernt habe, dann dass nicht der Größte oder Stärkste das Rennen macht, sondern der Flexibelste. In der Evolution hat immer der gewonnen, der sich am schnellsten an die sich immer verändernde Umwelt angepasst hat. Getreu dem Motto leben wir im Hier und Jetzt und planen maximal zwei Jahre voraus. Aber dieser Plan bleibt geheim!

Herr Leuchtner, vielen Dank für diesen tollen Einblick!

Dieser Fachartikel wurde in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor in Ausgabe 05/2021 auf den Seiten 18 – 21 veröffentlicht.